
Ein trostloser Anblick. ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KNOPPIK
Von Viktoria Hübner
Sarstedt. Im Februar hatte die Kreiswohnbau-Gesellschaft (kwg) Nahversorgern ein verlockendes Angebot unterbreitet: 25 Prozent Rabatt auf die Gewerbemiete für denjenigen, der ein Ladenlokal in der Lönsstraße mietet und so der mittlerweile 60 Jahre alten Ladenzeile wieder neues Leben einhaucht (die HAZ berichtete). Noch bis zum 30. Juni steht dieses Angebot. Doch die Resonanz ist bislang äußerst verhalten.„ Es gab vereinzelte Nachfragen“, berichtet Milano Werner von der kwg. Diese hätten aber nicht dem vorgesehenen Konzept entsprochen. Statt beispielsweise Anfragen zur Ansiedlung eines Lebensmittelgeschäfts habe es Interesse von Büronutzern gegeben. Ob nun der Abriss der Ladenzeile droht, kann Werner zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen: „Das ist noch völlig offen.“ Es komme jetzt auf die nächsten Wochen an.
Das Angebot, die Mieten für die Geschäfte in der Ladenzeile zu reduzieren, gilt noch bis Ende dieser Woche. Konkret heißt das: Künftige Mieter sollen über drei Jahre den Rabatt von 25 Prozent erhalten. Dies gilt allerdings nur für Nahversorger, also Schlachter, Bäcker, Lotto-Geschäfte, Friseure und ähnliche Geschäfte, nicht jedoch für Mieter, die ein Ladenlokal als Büro oder Lagerfläche nutzen. Derzeit liegen die Mietpreise für die 40 bis 100 Quadratmeter großen Ladenlokale zwischen 5 und 7 Euro. Bei der Informationsveranstaltung im Februar wünschten sich manche Giebelstieger unter anderem eine Apotheke, andere einen Zeitschriftenladen, eine Poststelle oder auch ein kleines Café.
Ob das Angebot von der kwg möglicherweise auch über den bevorstehenden Stichtag hinaus aufrechterhalten werden könnte, dazu kann Werner keine Angaben machen. Das müsse dann individuell mit dem jeweiligen Verhandlungspartner ausgemacht werden.
"Wir sind aber weiterhin für alles offen."
Milano Werner Mitarbeiter der Kreiswohnbau (kwg)
Sollte es nicht gelingen, neue Mieter zu finden, will die kwg die Ladenzeile teilweise oder komplett abreißen lassen. Im Gespräch waren seinerzeit neue barrierefreie Wohnungen. „Ja, es gibt Ideen, aber kein fertiges Konzept“, teilt Werner mit. Von einer möglichen Umsetzung sei man derzeit noch weit weg. „Wir sind aber weiterhin für alles offen“, schiebt Werner hinterher.

Ein Foto aus dem Jahr 1962: Da boomte die Ladenzeile in der Lönsstraße noch. FOTO: SARSTEDTER GESCHICHTSKREIS
Die Kreiswohnbau errichtete 1959 neben ihren damals neuen Wohnblocks die „Ladenstraße“ als Einkaufsstraße. Fleischerei, Supermarkt, Haushaltswarenladen, Tabak- und Zeitschriftengeschäft, Kurzwarenhandel und Reinigung, Friseur, Schallplattengeschäft sowie die Gaststätte Gilde-Eck siedelten sich dort an. Später kamen ein Blumengeschäft, die Sarstedt-Zentrale der Kreiswohnbau und die Kolping- Kleiderkammer dazu. Im Laufe der Zeit änderte sich jedoch das Kaufverhalten der Menschen, viele Geschäftsleute schafften es nicht, sich zu etablieren. Heute halten sich dort noch eine Fahrschule und eine Praxis für medizinische Fußpflege. Mit der Giebelstieg-Apotheke, die im November 2018 schloss, verschwand das letzte Einzelhandelsgeschäft in der Ladenzeile.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung (Sarstedter Anzeiger), 24. Juni 2019