
Auf dem Grundstück der Grundschule Alter Markt befindet sich die Kemenate, deren Keller geöffnet werden soll. FOTO: JULIA MORAS
Von Christian Harborth
Hildesheim. Die Kreiswohnbaugesellschaft (KWG) will ein Geheimnis am Alten Markt lüften, das sich seit Jahrzehnten wortwörtlich unter Verschluss befand. Auf dem Areal der Grundschule Alter Markt befindet sich eine historische Kemenate aus Sandstein, die von der KWG) als neuer Eigentümerin derzeit nach Vorgaben des Denkmalschutzes saniert wird.
Die Kemenate selbst ist für die Fachleute kein allzu großes Geheimnis mehr. Mit ihr haben sich schon viele Experten beschäftigt. Zum Beispiel der HAWK-Student Philipp Brand, der im Jahr 2009 Kemenaten in ganz Hildesheim für seine Abschlussarbeit untersuchte und den Bau vom Alten Markt zu seinem Schwerpunkt machte (die HAZ berichtete).
Bei Probebohrungen haben Arbeiter im Dezember 2018 aber festgestellt, dass sich unter dem steinernen Hinterhaus, das ursprünglich zum sogenannten „Zeppenfeldtschen Hof“ gehörte, ein weitestgehend intakter Kellerraum befindet. Bisher ist nicht klar, in welchem Zustand er sich konkret befindet und was die Arbeiter sonst noch in dem Jahrzehnte verschlossenen Raum vorfinden werden. Bisher gibt es nur das Loch, durch das man einen Blick ins Innere werfen kann. Der Keller ist seit 1963 nicht mehr zugänglich. Die KWG will das Geheimnis aber in der nächsten Woche lüften. Zudem soll es dann Informationen dazu geben, wie es rund um das historische Bauwerk weitergehen soll.
Eine Kemenate ist ein massiver, beheizbarer Steinbau, der meist im hinteren Bereich einer Hofanlage stand. Die ursprüngliche Nutzung mit dem nicht mehr erhaltenen Fachwerkobergeschoss wird die eines gehobenen Wohnraums gewesen sein und diente wohl auch zur Verwahrung von wertvollem Hab und Gut. Es war also ein kleines beheizbares Hinterhaus für wohlhabende Familien.
Das Besondere der Kemenate neben der Grundschule ist die Innenschale aus Backstein. Während die Außenhaut aus Sandstein in Bruchsteinmauerwerk besteht, dessen zeitliche Entstehung noch ungeklärt ist, kann die Backsteininnenschale in die Zeit der Renaissance oder des Frühbarock datiert werden, also in das 16. und 17. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit erhielt das Gebäude drei Fenster mit massiven Sandsteingewänden.
Im Jahr 1945 wurde die Kemenate bei einem Bombenangriff stark beschädigt. An der Färbung der Sandsteine ist erkennbar, dass die gesamte Kemenate im Feuer stand.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 19. Januar 2019