Von Peter Hartmann
SARSTEDT. Wer bisher noch nicht wusste, was eine Rüttelstopfsäule ist, kann mehrere davon demnächst auf einer Baustelle im Kirchenfelde besichtigen: Denn solche Säulen sollen dort den Baugrund für den neuen Bauhof der Stadt bilden. Der Stadtentwicklungsausschuss hat jetzt grünes Licht für weitere Planungen gegeben, die die kommunale Baugesellschaft GKHi erledigen soll. Die Kosten liegen voraussichtlich etwas über vier Millionen Euro.
Ralf Oelkers ist bei der Kreiswohnbau und der GKHi (siehe unten) tätig und hatte unerfreuliche wie erfreuliche Nachrichten dabei. Der städtische Bauhof, erfuhren die Ausschussmitglieder, sei baulich in einem Zustand, in den zu investieren sich nicht lohne. Andererseits riet er den Ratsmitgliedern, „stolz zu sein, dass Ihr Bauhof so gut funktioniert trotz dieser Bedingungen“. Die sollen sich nun ändern. Die städtische Behörde, bisher in einem alten Wohnhaus, einigen Scheunen und auf 5000 Quadratmetern recht beengt im Stadtzentrum untergebracht, soll in einen Neubau im Kirchenfelde umziehen.
Der Baugrund dort ist allerdings nicht der beste, weshalb die Rüttelstopfsäulen erforderlich sind. Das sind quasi Säulen aus Magerbeton, die etwas mehr als vier Meter in den Boden gebracht und dann oben mit Streifenfundamenten und Bodenplatten verbunden werden. Finanziell die günstigste Lösung, meinte Kreiswohnbau-Chef Matthias Kaufmann.
Ralf Oelkers stellte einen ersten Entwurf vor. Danach soll auf dem rechteckigen Gelände gleich hinterm Tor und Parkplätzen ein Gebäude für Verwaltung und Sozialräume entstehen, es folgen weiter mehrere unterschiedlich ausgestattete Werkstätten für Maurer, Tischler, Maler und Schlosser, teils mit Absauganlagen ausgerüstet. L-förmig angebaut soll ein anderes Gebäude Lagerräume und Garagen aufnehmen. Auf dem Außengelände sehen die Planer überdachte Schüttboxen vor, die zum Beispiel Sand und Splitt aufnehmen.

Wie ein gespiegeltes „L“ soll das Gebäude aussehen (oben). Geplant ist ein eher schlichter Zweckbau mit Pultdach.
Ein Grund für den Umzug ist die Tatsache, dass der jetzige Bauhof energetisch betrachtet zu den größten Sündern der Stadt gehört. Der Neubau ist daher ganz aufs Energiesparen ausgerichtet: So liegen die wärmsten Räume zusammengefasst vorn, nach hinten hin wird es immer kälter. Das Ganze ist ausgeklügelt: Während die Garagen für die Winterdienstfahrzeuge beheizt sind, stehen die anderen Fahrzeuge in unbeheizten Garagen. Und auch der Lagerraum für Salz muss ja nicht mollig warm sein.
Beheizt wird der Neubau mit einer Gas-Wärmepumpe, in Spitzenzeiten zusätzlich mit einer Gasheizung. Eine Solaranlage lohne sich nicht, erfuhr Harald Sandner auf Nachfrage, weil der Bauhof generell wenig Heizung und Warmwasser verbrauche. Ob man nicht den Bauhof an die neue zentrale Heizungsanlage anschließen könne, die die Kreiswohnbau für das Kleigebiet plant, wurde ebenfalls gefragt. „Wir sind immer für eine solche Zusammenarbeit offen“, versicherte Kaufmann.
Die Kosten haben die Planer erst einmal sehr grob kalkuliert. Danach kostet das Gebäude, ein schlichter Industriebau aus Beton, Gasbeton und Kalksandstein mit Fassadenverkleidungen aus Stahl sowie Pultdächern, rund 2,15 Millionen Euro. Die Außenanlagen einschließlich der Schüttboxen stehen mit rund 800 000 Euro im Plan, insgesamt kalkuliert Oelkers Kosten von vier Millionen Euro ein.
SPD-Grünen-Gruppensprecher Karl– Heinz Esser erkundigte sich, wie viel Heizkosten man einspare, und erfuhr, dass man das beim derzeitigen Planungsstand noch nicht sagen könne. Der CDU-Fraktionschef Friedhelm Prior kritisierte den Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung mit dem Satz „Mit der Ausführungsplanung soll die GKHi beauftragt werden“. Das sei eine Vergabe mit nicht genannten Kosten, der er nicht zustimmen könne, ohne das Thema in seiner Fraktion beraten zu haben. Die CDU enthielt sich also, die anderen stimmten zu, sodass die Planungen weitergehen können. Beschlossen wurde auch, dass die Verwaltung nach Finanzierungs-Alternativen sucht. Eine davon hat die Stadt bei der Kinderkrippe „Stadtmäuse“ schon einmal praktiziert, eine Art Leasing.
Wann es losgehen kann, ist noch nicht ganz klar. Die reine Bauzeit schon. Oelkers rechnet mit zwölf Monaten.
Durch einen Umzug des Bauhofes würde in der Kernstadt ein rund 5000 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe zum Zentrum frei, geeignet für eine Wohnbebauung, wie Bauamtsleiterin Monika Kochel meinte. Wieviel die Stadt dafür bekommt, ist allerdings noch völlig offen. Der Bodenrichtwert an der Straße beträgt genau 105 Euro pro Quadratmeter – theoretisch wäre das Areal also eine halbe Million Euro wert.
Stichwort: GKHi Sarstedt.
Mit den Detailplanungen für ihren neuen Bauhof beauftragt die Stadt die Gesellschaft für Kommunale Immobilien Hildesheim (gKHi) mit Sitz in Sarstedt. Das ist ein Unternehmen, das die Städte Sarstedt, Bad Salzdetfurth und Elze sowie die Gemeinde Diekholzen zur Abwicklung kommunaler Bauprojekte gegründet haben. Die Kommunen geben weiterhin den Ton an, die Kreiswohnbau sorgt für den technischen Sachverstand. In Sarstedt hat das Unternehmen bereits den Kindergarten „Stadtmäuse“ saniert und den in der Edith-Weyhe-Straße neu errichtet, in Diekholzen das neue Feuerwehrhaus gebaut. Das Projekt gilt im Raum Hildesheim als Musterbeispiel für die oft geforderte interkommunale Zusammenarbeit.
Quelle: Sarstedter Anzeiger der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, 12. September 2014