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Channel: kwg Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim mbH
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„Eigentlich doch selbstverständlich“ - 24-Jährige erhält Preis für Zivilcourage: Alina Schipper überwindet Hemmschwellen und rettet ihre Nachbarin

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Der Preis für Zivilcourage des Landkreises geht an die 24-jährige Hildesheimerin Alina Schipper. Foto: Kolbe

HILDESHEIM. Zivilcourage erfordert nicht den Wagemut, wilde Verfolgungsjagden zu starten oder sich selbst in Gefahrensituationen zu bringen. Ein wachsames Auge, ein gesundes Interesse an den Mitmenschen und der Mut, im richtigen Moment eventuelle Zweifel abzulegen und Hilfe zu rufen, sind wichtige Grundlagen. Alina Schipper hat ihrer Nachbarin damit wahrscheinlich das Leben gerettet. Die 24-Jährige wohnt zusammen mit ihrem Partner Paul Glewe in einer Dachgeschosswohnung auf der Marienburger Höhe. Am Abend des 7. Oktober fiel dem Paar beim Kochen auf, dass die neue Mieterin in der gegenüberliegenden Wohnung auf dem Boden liegt. Alina Schipper berichtete bei der Preisverleihung, dass sie und ihr Partner gemutmaßt haben, dass alles seine Richtigkeit hat und die neue Mieterin wahrscheinlich auf einer Matratze schläft. Das Paar wollte sich nicht durch übertriebenes Hinüberschauen in die Privatsphäre der Frau einmischen. Am Abend des Folgetages sah Schipper erneut, dass die Dame auf dem Boden liegt. Nun skeptisch geworden, nahm Schipper sich vor, die Situation genauer zu beobachten. Sie sah, dass sich die korpulente Frau am Boden bewegte. „Es schien, als ob sie vergeblich versucht aufzustehen“, berichtete Schipper. Daraufhin war ihr klar, dass sie, auch auf die Gefahr hin, einen Fehlalarm auszulösen, unverzüglich handeln müsse. Sie setzte den Notruf ab, kurz darauf trafen Polizei und Notarzt ein und brachten die Frau ins Krankenhaus. „Sie haben alles richtig gemacht“, lobte Landrat Olaf Levonen die Preisträgerin. So hat es auch die fünfköpfige Jury gesehen, die über Einsendungen im zweistelligen Bereich zu entscheiden hatte. Jurymitglied und Kreisdezernent Helfried Basse berichtete, dass die Jury besonders von den Zweifeln der jungen Frau, nicht grenzüberschreitend sein zu wollen, beeindruckt war. „Sie hat sofort gehandelt, als deutlich war, dass etwas nicht stimmt. Sie hat ihre Zweifel beiseitegeschoben und Hilfe geholt“ lobte Basse. Lobend äußerte sich auch der Leiter der Hildesheimer Polizeiinspektion, Uwe Ippensen.

 

Als Preis wurde in der Ausbildungswerkstatt der Firma KSM eine individuelle Handskulptur im offenen Herdguss erstellt. Die Idee der gegossenen Hand – als Sinnbild für erfolgte Taten – stammt vom Hildesheimer Künstler Enrico Garbelmann. KSM unterstützt den Preis für Zivilcourage sowie das Projekt „Familie in Not“. Neben der Skulptur erhält die Preisträgerin einen Scheck über 1 000 Euro, den die Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) Hildesheim stiftet. Der Fall machte kwg-Geschäftsführer Matthias Kaufmann besonders betroffen, weil er es aus der Branche kenne, dass Menschen in ihren Wohnungen oft unbemerkt in Not und ohne Hilfe sind. Er meinte, das Handeln von Schipper sei keine Neugier, sondern ganz normale Achtsamkeit, die auch in der heutigen Gesellschaft wichtig sei.

 

Worunter die Frau litt, hat Schipper nicht erfahren, weiß aber, dass sie wieder zu Hause ist. Weil die Dame ihre Wohnung nicht verlassen kann, hat sie ihren Dank an Schipper ausrichten lassen. „Ich freue mich über den Preis, aber eigentlich ist so ein Verhalten doch selbstverständlich“, meinte Schipper. ckb

 

Quelle: Leine-Deister-Zeitung, 27. April 2018


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